Ernst von Wyl in seinem Atelier
Im Stein liegt das Werden
Ernst von Wyls Frauenskulpturen ruhen auch in den bewegtesten Posen. Tatsächlich eignet fast allen Kleinskulpturen des Künstlers etwas vollkommen Statisches. Sie ruhen auf ihren Sockeln, und sie ruhen in sich selbst. Meist mit kleinen Köpfen ausgestattet, wirken ihre Körper massiv und schwer gleich sanft gerundeten Hügelformen, die sich zur Erde hin verbreitern. Auch Haare und Gewand verschmelzen oft mit der Figur zu einem kompakten Ganzen, dessen Basis nach unten auseinandergeht. Ebenso die Gruppen: Ob als Liebespaar in inniger Umarmung oder als Block mehrerer Frauenfiguren – immer sind die Volumina geschlossen und bilden eine Einheit.
Sucht man nach Vorbildern und Einflüssen in Ernst von Wyls Werk, so ist vieles sichtbar, ohne dass ein direkter Verweis greifbar wäre. Pablo Picassos Frauenfiguren der klassischen Zeit spielen mit, ebenso wie Skulpturen bestimmter Hochkulturen oder prähistorische Figuren. Constantin Brancusis entschieden reduzierte Formen zählen dazu und sind in ihrer weiblich konotierten Thematik auch unmittelbar verwandt. Fruchtbarkeitsidole klingen bei Ernst von Wyl in einer Figur aus Glimmerschiefer (2003) an, in deren walzenförmiger Gestalt die Arme und Gewandfalten als einfache Ritzungen eingekerbt sind.
Hinzu kommt noch eine Nähe, die sich nicht unmittelbar aus der Ähnlichkeit der Formensprache erschliesst. Es ist das Motiv der Erdung. Betrachtet man Skulpturen aus der altägyptischen Epoche, ist fast immer ein direkter Bezug zum Boden deutlich. Sie stehen auf grossen Füssen, und oft bilden Beine, Füsse, Sitzmöbel und Gewand eine würfelartige, stabile Einheit. Sie sind “geerdet”. Auch viele der kleinen Frauenskulpturen von Ernst von Wyl zeigen durch ihre Gestalt, ihre Lagerung, ihr ruhendes Stehen, dass sie mit dem Boden verbunden sind. Es sind Fruchtbarkeitsidole, die das weiblich bestimmte Universum des Künstlers bevölkern.
(Text erstellt mit Auszügen aus dem Text von Maria Becker, Ausstellungskatalog 2010)
Produktion:
Drehbuch und Regie: Hans Eggermann, Luzern
Interviewer: Urs Sibler, Stans
Kamera und Schnitt: Bruno Merlo, Luzern
Ton-Mix: Ueli Thalmann, Luzern
Musik: John Wolf Brennan, Arkady Shilkloper, Tscho Theissing (Wake Up Call)Wir danken
Mitwirkende:
Mauro Barzaghi, Cava-Cristallina, Peccia
Irma Bucher, Steinbildhauerin, Luzern
Annette Clodt, Galeristin, Mosnang
Hans Hofer, ehem. Regierungsrat, Sarnen
Ursula Kappeler, Steinbildhauerin, Bern
Hugo Pedrabissi, Kunstsammler, Hergiswil
Jörg Schmid, Pfarrer, Interlaken
Denise von Wyl-Bongard, Hergiswil
Philippe von Wyl, Hergiswil
Mit Danke an Rita Blättler für Ihre grosszügige Unterstützung
© 2000, Hans Eggermann
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